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Thomas Chr. Heyde
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Titel: Schöne Platte - vor allem als Platte. Der Leipziger Komponist Thomas Christoph Heyde spielt eigene Werke für Instrumente und Live-Elektronik ein.
Publikation: Leipziger Volkszeitung, 31.07.2008

Thomas Christoph Heyde - HCMF Der Untertitel ist sachlich: “Works for Instruments and Live Electronics”, Werke für Instrumente und Live-Elektronik eben. Der eigentliche Titel verwirrt auf den ersten Blick: “HCMF”. Auf den zweiten soll er wohl ein wenig provozieren. Denn “HCMF” steht für High Culture-*****, was Englisch ist und so viel bedeutet wie Hoch-Kultur-der-Mutter-Beiwohner. Dem Mitteldeutschen Rundfunk war das 2003 zu schweinisch, weswegen das Stück seinerzeit in der Sendermusik so nicht heißen durfte.
Nun heißt so also ein ganzes Album, nicht nur eine CD, sondern auch eine richtige Schallplatte. Denn Heyde hat seine tönende Werkschau auf beide Tonträger gebannt, aufs silberne Digital-Medium und die gute alte Langrille. Die auch in diesem Falle besonders gut ist. Weil die akustischen und elektronischen Effekte und Zaubereien des Leipzigers von der Nadel abgetastet noch satter klingen, noch dichter, noch dynamischer. Und weil das gute alte Medium gut passt zur Attitüde der Platte. erinnert in ihrer kruden Mischung aus Geräuschen und Tönen, aus Elektronik und Handgemachtem, aus schlichten Patterns und wildem Aktionismus stark an Konzept-Alben der späten 60er und frühen 70er. Besonders das erste Stück, “Fieldz” für Klavier, vier Perkussionisten, Plattenspieler und Live-Elektronik, lässt an die frühen, wilden, durchgeknallten, gleichermaßen ambitionierten wie naiven Alben von Pink Floyd denken. Und derlei Wanderungen im Niemandsland zwischen allen Genres und Gattungen sind so ganz nach dem Geschmack des Leipziger Komponisten und Festival-Machers. Auch das mit vier Schlagwerkern, Samplern und Live-Elektronik besetzte Titelwerk spreizt sich hinreißend unkonventionell zwischen ekstatischem Gedengel und der subtilen Erkundung der Stille.
Wunderbar sorglos gehen die minimalistischen Ausschnitte von “3 x short - 3 x long, simple Pieces for Opportunists” mit dem Material um, die Ruhe der Bewegung mit der Schärfe des Klangs verbindend. Dagegen tendieren die “Waves from Underground” für Fagott und Live-Elektronik ein wenig zur Geschwätzigkeit, die “Fernen” für drei Blockflöten und Live-Elektronik zum Leerlauf. Aber “Memory - Faded” für Bratsche, Klavier und Live-Elektronik bündelt wieder all die anarchistische Spielwut, die den neuen Heyde ausmacht.
Die Interpreten (Heyde, Leipziger Schlagzeugensemble, Ensemble Mosaik, Axel Andrae, Ensemble Les trois en bloc, Matthias Sannemüller, Frank Peter) sind durchweg exzellent, die Klangqualität ist es auch. Eine schöne Platte, durchgeknallt, witzig, sinnlich. Vor allem als Platte.
Peter Korfmacher